Reitplatzbau - Planung und Bau eines Pferdereitplatzes im DACH Raum
Reitplatzbau: Planung und Bau eines Pferdereitplatzes in D/A/CH
Dieser Ratgeber führt Schritt für Schritt durch Genehmigung, Standortwahl, Bodenaufbau, Materialien, Bauablauf und Pflege eines funktionalen, langlebigen und pferdegerechten Außenreitplatzes.
Warum ein eigener Reitplatz?
Viele Landwirte und Pferdehalter träumen von einem eigenen Reitplatz auf dem Hof. Ein Reitplatz, ob Trainingsfläche für die tägliche Arbeit oder Übungsfläche für Reitschüler, bietet Unabhängigkeit von Reithallen und Witterung. Bevor Sie starten, ist sorgfältige Planung gefragt: Bodenbeschaffenheit, Drainage, Belag, Umzäunung und behördliche Genehmigungen sind zu beachten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten teils unterschiedliche Auflagen, die Grundprinzipien sind jedoch ähnlich.
Dieser Ratgeber führt durch die wichtigsten Schritte und zeigt, wie ein funktionaler, langlebiger und pferdegerechter Außenplatz entsteht.
Genehmigung und Standortwahl
Ist eine Baugenehmigung nötig?
In den meisten Fällen ja. Ein Reitplatz gilt als bauliche Anlage. In Deutschland ist der Bau im Außenbereich grundsätzlich genehmigungspflichtig. Nur wenige, sehr einfache Anlagen ohne nennenswerte Erdarbeiten könnten genehmigungsfrei sein. Faustregel: Sobald Erdbewegungen oder Fundamente anfallen, ist eine Genehmigung erforderlich. Stimmen Sie sich mit der zuständigen Baubehörde ab, bevor Sie beginnen. In Österreich und der Schweiz ist die Situation ähnlich und eine Bewilligung in der Regel erforderlich.
Was wird im Verfahren geprüft?
Typische Prüfpunkte sind Zonenkonformität, Naturschutz, Wasserrecht und Nachbarschaftsschutz. In der Schweiz kann nahe an Gewässern eine Wasserrechtsbewilligung nötig sein. In Deutschland achten Behörden häufig auf die Regenwasserversickerung, etwa durch Mulden oder Versickerungsgräben, damit abfließendes Wasser keine Nachbargrundstücke beeinträchtigt.
Standortwahl auf dem Hof
Wählen Sie möglichst ebenes Gelände oder einen leichten Höhenrücken, damit Regenwasser natürlich abläuft. Tieflagen und Senken vermeiden. Achten Sie auf ausreichenden Abstand zu Nachbarn, gute Zufahrt für Bau- und Pflegegeräte, natürlichen Windschutz ohne Laub- und Nadelbelastung sowie Wurzelschutz zur Platzkonstruktion. Sonnenschutz durch Bäume oder Hecken ist hilfreich, darf aber nicht zu nah an der Platzkante liegen.
Größe und Ausrichtung
Standardmaße sind 20 × 40 Meter oder 20 × 60 Meter. Für Allround-Nutzung genügt oft 20 × 40 Meter. Springtraining benötigt mehr Länge oder Breite, runde Corral-Formen sind im Westernbereich verbreitet, rechteckig ist jedoch Standard. Eine Nord-Süd-Ausrichtung reduziert Blendung durch tiefstehende Sonne. Regionale Vorgaben und Genehmigungskriterien können Mindestabstände und Flächenempfehlungen enthalten.
Der richtige Bodenaufbau
Der klassische Aufbau eines Außenreitplatzes ist dreischichtig: tragfähiger Unterbau, Drainage- bzw. Trennschicht und Tretschicht.
Erdarbeiten und Unterbau
Zu Beginn wird der Mutterboden abgetragen. Das Planum erhält ein leichtes Gefälle von etwa 1 bis 2 Prozent. Darauf folgt ein verdichteter Unterbau, etwa aus Frostschutz-Schotter mit sorgfältiger Ebenheit und Tragfähigkeit. In Einzelfällen wird eine Asphaltschicht genutzt, was jedoch kostenintensiv ist.
Drainage und Trennschicht
Empfohlen werden gelochte Drainagerohre mit Gefälle, die in Sickergruben oder Regenwassersysteme führen. Darüber folgt eine wasserdurchlässige Trennschicht, zum Beispiel Kies oder grober Splitt, alternativ Matten- oder Plattensysteme. Ohne Trennschicht vermischen sich Unterbau und Sand, der Platz wird hart und uneben.
Tretschicht (Reitsand)
Bewährt ist gewaschener Quarzsand mit geeigneter Kornverteilung. Die Tretschicht liegt typischerweise bei 8 bis 10 Zentimetern festgetretener Dicke. Reiner Sand erfordert häufige Bewässerung. Sand-Textilgemische erhöhen Elastizität und Feuchtespeicherung, sind jedoch kostenintensiver und pflegebedürftiger.
Spezialfall Allwetterplatz
Für maximale Nutzbarkeit auch bei Starkregen sind Drainageleistung, Quergefälle um etwa 1 Prozent, sowie Sickergräben an den Rändern entscheidend. Senken und Pfützenbildung sind zu vermeiden.
Einfassung und Beleuchtung
Eine Umrandung verhindert Materialwanderung. Üblich sind Holzbande, Kunststoffbretter oder Schotterwälle. Für Abendnutzung kann Beleuchtung vorgesehen werden. Beachten Sie eventuelle Genehmigungspflichten und Nachbarschaftsschutz.
Materialienvergleich: Tretschichten
| Tretschicht | Eigenschaften und Vorteile | Aufwand und Pflege |
|---|---|---|
| Quarzsand | Standardbelag, vergleichsweise kostengünstig, gute Drainage bei passender Abstufung, trittfest bei ausreichender Feuchte | Staub bei Trockenheit, regelmäßige Bewässerung nötig, 1 bis 2 Mal pro Woche abziehen, bei starkem Frost oberflächliche Vereisung möglich |
| Sand mit Vliesfasern/Textil | Elastischer und federnder Tritt, längere Feuchtebindung, trittsicher auch bei intensiver Nutzung | Höhere Anschaffungskosten, gleichmäßiges Abziehen, vorsichtiges Schneeräumen |
| Holzhackschnitzel/Späne | Weicher, federnder Boden zu Beginn, natürliches Erscheinungsbild | Verrottet über die Zeit, wird rutschig, regelmäßige Erneuerung erforderlich |
| Sand mit Gummigranulat | Federnder Untergrund, gute Wasserspeicherung, angenehme Dämpfung beim Springen | Umweltaspekte und lokale Vorgaben beachten, gelegentliche Bewässerung und Abziehen |
Für Privat- und Hofplätze ist hochwertiger Quarzsand oft die pragmatische Lösung. Zuschlagstoffe lohnen bei hoher Nutzungsintensität und erhöhten Komfortansprüchen.
Bauablauf und Eigenleistung
- Aushub: Mutterboden abschieben und lagern, Laser-Nivellierung nutzen.
- Unterbau einbringen: Schotter lagenweise aufbringen und verdichten, leichtes Gefälle herstellen.
- Drainagerohre verlegen: Mit Gefälle führen, Enden in Sickerschacht oder Regenwassersystem.
- Trenn- bzw. Drainageschicht: Kies abziehen oder Matten gemäß Herstellerangaben verlegen.
- Bande oder Zaun setzen: Höhe passend zur späteren Sandschicht definieren.
- Tretschicht aufbringen: Sand in Schichten verteilen, anfangs etwas höher einbauen.
- Erstbewässerung und Verdichtung: Platz wässern, mit Bahnplaner glätten, Unebenheiten korrigieren.
Ideale Bauzeit sind trockene, warme Perioden. Frostperioden vermeiden. Kritische Phasen wie Planum, Vermessung und Entwässerung können durch erfahrene Fachbetriebe begleitet werden. Grobe Kostenspanne für 20 × 40 Meter von Eigenleistung bis Profiausführung reicht etwa von 10.000 bis 25.000 Euro und mehr, abhängig von Region und Material.
Pflege und Instandhaltung
Abäppeln
Nach jeder Nutzung oder mindestens täglich Pferdeäpfel entfernen. So bleibt der Boden hygienisch, bindet weniger Feuchtigkeit und wird langlebiger.
Abziehen und Planieren
Mehrmals pro Woche abziehen, Ränder begradigen und Fahrtrichtungen variieren. Spezielle Bahnplaner erleichtern die Pflege und verhindern Hufschlagwälle.
Bewässerung
Leicht feuchter Sand reitet sich staubarm und griffig. Bei Trockenheit ist häufige Bewässerung nötig. Eine Zisterne oder ein ausreichender Wasseranschluss in Platznähe ist sinnvoll.
Winterpflege
Schnee mit leichtem Schiebeschild nach außen räumen, Eisschichten nicht aggressiv abkratzen. Bei strengem Frost sind Außenplätze zeitweise nur eingeschränkt nutzbar.
Merksatz: Gute Reitbodenpflege umfasst Abäppeln, Abziehen und Bewässern.
Besonderheiten in Österreich und der Schweiz
Österreich
Bewilligungspflicht analog, häufig unkomplizierte Lösungen mit Gemeinden. Leitfäden in einigen Bundesländern. Versickerungskonzepte sowie landschaftspflegerische Begleitpläne können gefordert sein. Ruhezeiten und Flutlichtnutzung beachten.
Schweiz
In Landwirtschaftszonen nur bei betrieblichem Bedarf genehmigungsfähig, keine Überdimensionierung. Strenges Wasserrecht und Materialvorgaben. Im Rahmen des RAUS-Programms können befestigte Allwetterflächen teils als Auslauf zählen, sofern Vorgaben erfüllt sind.
Deutschland
Immissionsschutz hinsichtlich Lärm und Staub beachten. Regionale Erlasse können Kriterien für Sport- und Pferdeanlagen festlegen. Die Genehmigungsfähigkeit hängt oft von Betriebsgröße und Nutzungskonzept ab.
Fazit
Ein eigener Reitplatz ist machbar und eine wertvolle Bereicherung. Erfolgsfaktoren sind frühzeitige Klärung behördlicher Anforderungen, ein stabiler und drainagestarker Aufbau, eine zur Nutzung passende Materialwahl und konsequente Pflege. Ein gut gebauter und gepflegter Reitplatz hält viele Jahre. Planen Sie kleinere Nachfüllungen oder Korrekturen nach Bedarf ein.
Wichtig: Versetzen Sie sich in Ihr Pferd. Der Platz soll trittsicher, gelenkschonend und sicher eingefasst sein. Wenn Pferd und Reiter sich wohlfühlen, ist das Ziel erreicht.